A long time ago when we started to break free. To be continued… früh besessen von der Zukunft… „Unterm Stroboskop sitzt der Soziolog“, hieß es im Faz-Magazin … ein Buch, das sich lesen lassen sollte, wie wir die Tracks eines guten Sets hören, erschienen 1996 bei Volk & Welt, 1997 bei Aschehoug, 1998 bei dtv… Ausschnitte…
Analogue bubblebath – Augenblicke einer unbekannten Zukunft
„Vor uns wir denken aber nur dies warte ein kleiner Nachtrag Sonntag ist der Wendepunkt genauso wie du von hier nach da ranntest dich für mich zu verwenden kommt jetzt dein Wärter angerannt und schreit komm zurück schnell ist es möglich
hol das Gepäck
Dieb Dieb“
Robert Wilson, Death, Destruction and Detroit II
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Die Amerikanerin sah zwischen Gitterstäben hindurch auf die Tanzfläche und grinste. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Pupillen erinnerten an zwei anthrazitfarbene Murmeln. Das Licht des Stroboskops hielt für einen Augenblick ihre rhythmischen Bewegungen fest. Anne war vor zwei Tagen aus New York nach Berlin gekommen. Jetzt tanzte sie im Keller des „Tresor“ und redete und lächelte. Den Grund ihrer Reise schrie sie mir ins Ohr: „I am visiting the future, wherever I find it… and this looks like it!“ Das ist komisch, dachte ich, die meisten Menschen erreicht die Zukunft doch immer dann, wenn sie sie am wenigsten gebrauchen können. Aber sich auf die Suche nach der Zukunft zu begeben, um ihr gegenüberzustehen, wer macht das schon?
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The third wave
Das Projekt Cybotron war inspiriert von Alvin Tofflers Buch „The third wave“. Toffler, Futurologe und ehemaliger Marxist, beschreibt die Machtkämpfe, die elektronische und technologische Revolutionen in der modernen Industriegesellschaft ausgelöst haben. Die Industriegesellschaft, für Toffler das Produkt der zweiten menschlichen Innovationswelle, hat die Agrargesellschaft in fast allen Teilen der Welt abgelöst. Nun sieht sie sich mit der elektronischen Revolution konfrontiert. Orientierungslosigkeit und Unsicherheit herrschen. Die gesellschaftlichen Institutionen sind mit dem Wandel überfordert, Politik erweist sich als zunehmend handlungsunfähig.
Tofflers Überlegungen basieren nicht auf historischen Kontinuitäten, sondern auf Diskontinuitäten, auf Innovationen und den Bruchstellen der Geschichte, die das Neue ankündigen. An diesen Schnittpunkten der Welten wird Zukunft gestaltet. Toffler begibt sich auf die Suche nach einer möglichen Humanisierung des ungestümen technologischen Fortschritts. Er entwirft das Bild einer Gesellschaft, die neue Technologien für ihre Zwecke einsetzt und damit Fehlentwicklungen zu vermeiden sucht. Für Davies und Atkins war das Buch eine Art Bibel. An den trostlosen Himmel von Detroit malte es einen Hoffnungsschimmer.
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Cybotron
Cybotron, deren wesentliche musikalische Bezugspunkte neben Kraftwerk bei George Clintons Future-Funk liegen, bemächtigten sich ganz im Sinne Kraftwerks der Maschinen. 1981 schickten sie ein Demo-Tape dem Detroiter Radio-DJ Electrifying Mojo, bei dem sie zum ersten Mal Kraftwerk gehört hatten.
Mojo zögerte nicht lange und jagte den Track „Alleys of your mind“ über den Äther. Der Titel sagte schon, worum es ging: Was geht auf den verschlungenen Pfaden in unseren Köpfen vor?
Als Cybotron 1985 eine Platte machte, hieß ein Track „Techno City“. Techno City stand für die Zukunft – die in Detroit längst angekommen war. Und diese Zukunft machte angst.
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Wie mag es gewesen sein, als Derrick May 1987 aus seinem Fenster sah? Detroit war die abgewrackte Geliebte der Automobilindustrie, ganze Stadtteile abbruchreif, Fabriken geschlossen, Menschen verarmt: „Die Kids bringen sich um – zum Spaß! Die ganze Ordnung ist zusammengebrochen!“ A Teenage Wasteland! Das war Mays Wahrnehmung der Realität. Techno war seine Sprache, Techno war der Soundtrack zu dem, was er gesehen hatte – eine verwüstete Stadt. Die Musik sollte darüber Klarheit schaffen.
„It is what it is“ ist längst ein Techno-Klassiker. Mays Credo lautet: „Wir sind nicht daran interessiert, euch mit Scratches und Cuts in Stücke zu reißen. Wir sind viel mehr daran interessiert, euch auf die Zukunft vorzubereiten.“