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Hartz IV, Arbeitslosigkeit und keine Besserung in Sicht: Laut einer Studie sind inzwischen acht Prozent der Bevölkerung von Armut und Perspektivlosigkeit bedroht. Das sind etwa 6,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

Die Studie wurde von der SPD-nahen Friedrich Ebert-Stiftung veröffentlicht und stützt sich auf eine repräsentative Umfrage des Instituts TNS Infratest. Demnach sind im Westen Deutschlands vier Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht, in Ostdeutschland sind es 20 Prozent, das bedeutet jeder Fünfte. Viele der Betroffenen beschreiben ihr Leben als „gesellschaftlichen Abstieg“ und „als ständigen Kampf“, vom Staat fühlen sie sich allein gelassen.

Die meisten von ihnen haben ein geringes Haushaltseinkommen und können nicht auf Wohneigentum oder Ersparnisse zurückgreifen. Oft kommt ein geringer Rückhalt in der Familie erschwerend hinzu. Den Menschen fehle es an Bildung und Aufstiegswillen, die „berufliche Mobilität“ sei nur schwach ausgeprägt, heißt es in der Studie. Etwa zwei Drittel seien zudem bereits arbeitslos, die übrigen sehen ihren Arbeitsplatz als ungesichert an.

Unterschicht oder Prekariat?

Inzwischen hat die Studie eine bundesweite Debatte über Ursachen und Konsequenzen ausgelöst. SPD-Parteichef Kurt Beck hatte bereits vor kurzem vor wachsenden Problemen in der „Unterschicht“ gewarnt. Es gebe zu viele Menschen, die sich keinerlei Hoffnung mehr machten, ihrer Situation zu entkommen. Beck will sich für einen „Bildungsaufbruch“ einsetzen, damit Kinder der Unterschicht aufsteigen könnten.

Der Begriff „Unterschicht“ wurde sowohl von führenden SPD- als auch CDU-Politikern heftig kritisiert. Unionsfraktionschef Volker Kauder lehnte eine Stigmatisierung ab, die nur dazu führe, dass man die Menschen nicht mehr erreiche. Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sprach sich im Nachrichtensender N24 gegen eine „Einteilung der Gesellschaft“ aus: „Es gibt keine Schichten in Deutschland, es gibt Menschen, die es schwerer haben, die schwächer sind“, so Müntefering.

Im Inforadio erklärte der zuständige Abteilungsleiter des Bereichs „Gesellschaftspolitische Informationen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Frank-Dieter Karl, am Montag, die Studie spreche nicht von einer Unterschicht, sondern von einem Prekariat. Damit seien Menschen gemeint, deren Wohnverhältnisse ebenso wie Einkommens- und Beschäftigungssituationen ungesichert seien. Ziel der Studie sei gewesen, Zielgruppen für die politische Bildung zu definieren.


Erschienen auf bpb.de